Donnerstag, 11. Januar 2018

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (226): Das Geheimnis von Rhythmus und Trance

Foto: pixabay
 Ich hatte das Glück, einen alten österreichischen Magnetiseur kennenzulernen, der offenbar noch Techniken dieser Mesmerschen Interventionen aus Überlieferungen von Magnetiseuren kannte. Es handelte sich um rhythmische, teilweise spiralförmige Bewegungsmuster, die in der Aura, dem Energiefeld des Körpers, ausgeführt werden. Die Spiralform wiederum korrespondierte mit jenen Modellen, die sich in der asiatischen Chakrenlehre finden. Die magnetischen Striche konnten, je nach Implikation, entweder sympathisch-kathartische oder parasysmpathisch-tranceähnliche Reaktionsmuster im Organismus auslösen.

In der Orgontherapie hatte ich gelernt, dass das Streichen in der Aura von oben nach unten harmonisierend-entspannende, von unten nach oben hingegen aufladend-erregende Wirkung zeitigt. Der alte Magnetiseur zeigte mir zusätzlich Techniken, die gezielt in Bereiche der Aura und des Körper eingesetzt werden können.

In einem Buch von Ernest Rossi, einem Schüler Milton Ericksons, stieß ich auf den Hinweis, dass es Trancezyklen gibt, die ca. 20 Minuten andauerten. Das stimmte mit meinen eigenen Beobachtungen und den Ergebnissen der Interviews überein, die ich, für die Recherchen des Säugling-Artikels mit stillenden Müttern gemacht hatte.

Hinweise fand ich bei Felicitas Goodman, die das Trancephänomen von einer kulturanthropologischen Perspektive aus erforscht hatte. Sie verwies auf den Zusammenhang von Rhythmus und Trance, den sie bei ihren Studien der Rituale indigener Völker und Kulturen, von Schamanen und Heilern, vorfand.

Beim Dhikr (ein ekstatisches Ritual der Sufis, in dem die Teilnehmer im Kreis mit Atemtechniken und rhythmischen Lauten der Kontakt zu Gott gesucht wird) der Sufis oder schamanistischen Ritualen, an denen ich teilnahm, spielte ein sich steigernder Trommelrhythmus die entscheidende Rolle.

Plötzlich verstand ich: Auch bei den Mesmerschen Strichen und in der hypnotischen Tranceinduktion gab es Rhythmen. Bei der »Unwinding«-Technik der Cranio-sacralen Therapie, die bei mir selbst Trancezustände ausgelöst hatte, zeigte sich ein (wenn auch relativ langsamer) Rhythmus.

War alles Rhythmus, Pulsation? Repräsentierten Einstimmung auf und Hingabe an den jeweiligen Rhythmus die Tür, um in andere Bewusstseinszustände einzutreten? Gab es einen Zusammenhang zwischen der rhythmischen Frequenz und dem Erregungszustand einer Trance? Repräsentierten die ekstatisch-kathartischen Zustände wie z. B. im Dhikr nur die eine, die tiefenentspannten schlafähnlichen Trance-Stadien eine andere Polarität?

Beeinflusste die Taktfrequenz des jeweiligen Rhythmus die Polaritäten Trance-Somnambulismus oder Trance-Ekstase? Bedeuteten diese Zusammenhänge, dass neben der emotionalen Ausdrucksarbeit noch eine andere, nach innen weisende Polarität existierte, in der nicht die Erregung, sondern die Entregung im Vordergrund stand?

(Fortsetzung folgt)


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