Mittwoch, 17. Mai 2017

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (174): Über die unterschiedlichen Zielsetzungen von Therapie

Foto: vkd
Körpertherapeutische Herangehensweisen und andere Methoden bieten wirkungsvolle Möglichkeiten, um Rigiditäten, Blockierungen und Kontaktstörungen in der Beziehung zum inneren und zum äußeren Sein zu transformieren. Sie versagt allerdings bei der Aufgabe, die Dominanz des narzisstischen Egos in den Denk- und Verhaltensmustern signifikant zu vermindern.

Damit verknüpft ist die Frage nach den unterschiedlichen Zielsetzungen einer Therapie oder eines Transformationsprozesses, die es vorab zu klären gilt. Hier lassen sich verschiedene Modelle und Zielsetzungen unterscheiden:

1.    Coaching, Beratung und Lebensberatung
2.    Symptomorientierte Psychotherapie
3.    Wachstumorientierte humanistische Psychologie und Psychotherapien
4.    Charakteranalytische Therapie nach Reich
5.    Seinsorientierte Transformation der Persönlichkeit

Ad 1.: Coaching und Beratung
In diesem Fall gibt es eine eng umrissene Fragestellung, für die der Klient einen Coach oder Berater aufsucht. Meist steht die Optimierung der Leistungsfähigkeit oder die verbesserte Umsetzung von konkreten Zielsetzungen im Beruf, Beziehung und Alltag im Fokus. Wie die Zielsetzung selbst, so zeigt auch der Weg effizienzgeprägt. Coaching oder Beratung bieten kurzfristig angelegte Prozesse von wenigen Wochen oder Monaten.

Ad 2.: Psychotherapie
Hier subsumiere ich das weite Feld der Psychotherapie, von der Verhaltenstherapie über Tiefenpsychologie, Psychoanalyse bis hin zu den systemischen Ansätzen, um nur einige zu nennen. Auch die moderne Körperpsychotherapie lässt sich hier einordnen.
Die Gemeinsamkeit dieser Methoden besteht darin, dass sie sich auf dasjenige Symptom, welches Patient und Therapeut im Arbeitsbündnis definierten, konzentrieren. Der Psychotherapeut richtet seine Tätigkeit darauf aus, das Symptom zu mildern oder idealerweise zum Verschwinden zu bringen und damit die allgemeine Lebensqualität zu verbessern.

Ad 3.: Humanistische Psychologie und Psychotherapie
Der radikale Ansatz, welcher der ersten Generation der sog. humanistischen Psychologen in den 60er und 70er Jahren noch kennzeichnete, ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Übrig geblieben aus dieser Bewegung des sog. »3. Weges der Psychologie« sind Methoden wie die klientenzentrierte Gesprächstherapie und die Gestalttherapie.
Der revolutionäre Ansatz der »Humanistischen Psychologie« fand sich in einem radikalen Bekenntnis zu Ganzheitlichkeit und Wachstum. Die traditionellen Rollenmuster von Arzt und Patient wurden ebenso infrage gestellt wie die Trennung von Körper und Seele (der heute häufig verwendete Begriff »Klient« statt »Patient« stammt daher).
Einer der Protagonisten, Abraham Maslow, betrachtete Selbstverwirklichung und Transformation als fundamentale menschliche Bedürfnisse. Ihm erschienen die Werkzeuge der Psychotherapie als viel zu wertvoll, um sie nur effienzorientiert oder zur Beseitigung von Symptomen zu nutzen. Vielmehr sollten sie als Gemeingut für die Selbstverwirklichung jedes Menschen angewendet werden.

(Fortsetzung folgt)

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