Sonntag, 2. April 2017

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (161): Väterlicher Halt und der Rücken

foto: pixabay
Für die kathartische Arbeit bilden die von Reich und seinen Nachfolgern entwickelten dynamischen Körpertherapien ein wichtiges Fundament. Dazu zählen wir die Arbeit an der segmentalen Struktur der Panzerung, den Atemmustern und -blockierungen und dem Charakter- und Körperpanzer in der Tradition Wilhelm Reichs.

Bei Klienten, die von ihren Persönlichkeitsmustern eher den prägenitalen Charakteren(also die okularen, oralen und analen Charaktertypen) und dem energetisch unterladenen Typus zugeordnet werden, kann die seinsorientierte Haltearbeit bereits in der Frühphase des Prozesses eingesetzt werden. Voraussetzung bildet hier, dass keine Kontraindikation für körperliche Berührung besteht (was v. a. auf Fälle sexuellen Missbrauchs zutrifft) und ausreichende positive Übertragungspotentiale existieren.

In diesem Fall bietet sich eine Herangehensweise mit Erfahrungsangeboten des väterlichen Halts an. Bevor wir uns diesem Thema zuwenden, will ich es nicht versäumen, ausdrücklich zu betonen, wie wichtig eine sorgfältige Diagnose als Voraussetzung dafür ist, mit der angemessenen Herangehensweise den Prozess des Klienten zu begleiten. Ein chronisch übererregter hysterischer Charakter wird nicht in der Lage sein, ohne den Umweg einer karthatischen Entladungsarbeit den Weg zur Tiefentrance zu beschreiten. Für Klienten mit sexueller Missbrauchsgeschichte oder Persönlichkeitsstörungen kann eine zu früh einsetzende Körper- und Berührungsarbeit kontraindiziert sein usw.

Hier soll es darum gehen, den Einsatz des väterlichen Halts in der seinsorientierten Praxis zu erläutern.

Körpertherapeutische Interventionen väterlichen Halts sind mit dem Rücken des Klienten verknüpft. Dieser ist, im Gegensatz zur Vorderseite des Körpers, ein häufig vernachlässigter Bereich in vielen Richtungen von Körpertherapie, aber dennoch von immenser Bedeutung.

Der Rücken ist nicht nur der Ort von „Zu-Rückhaltung“, also derjenigen Impulse, die persönlichkeitsspezifisch zurückgehalten werden, sondern ebenso das Zentrum vorhandenen oder nicht vorhandenen „Rückhalts“ in sich selbst und damit das Terrain des Väterlichen.

Rückhalt in diesem Sinne beinhaltet die freie Beweglichkeit nach vorn, hin zur Welt, im Zustand von Halt, dem Gefühl des Gehaltenseins und der Sicherheit hinter sich. Rückhalt berührt also das Prinzip von Autonomie bei gleichzeitiger Bindung.

(Fortsetzung folgt)

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