Mittwoch, 15. Februar 2017

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (149): Wenn die Bindungsimpulse des Herzens verkümmern ....

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Auf einer tieferen Ebene trägt diese Konfrontation des Säuglings mit der chronischen inneren Unruhe und Unfähigkeit zur Entspannung auf Seiten der Mutter zur Verleugnung der eigenen organismischen Wahrheit bei. Sie bildet den Anfangspunkt einer langen Kette von Anpassungen an eine kulturelle Lebensumwelt, in der nicht seine organismisch-energetische Wahrheit, sondern die (Fehl-)Interpretation, Domestizierung und Zivilisierung der inneren Natur des Kindes im Vordergrund steht. Die beliebig austauschbaren Konstrukte des Ego-Verstandes treten so ihre Herrschaft über seine bio-emotionalen Bedürfnisse und intuitiven Potentiale an.

Die Bindungsimpulse des Herzens verkümmern. Das Kind lernt, dass Erklärungen, Worte, Definitionen mehr bedeuten als seine innere Wahrheit. Das betrifft insbesondere das Gefühlsleben bzw. bestimmte Bereiche des Gefühlslebens, vor allem aber die Bindungs- und Verbindungsimpulse des Herzens. Das Kind lernt, sie zu verformen oder zu verleugnen, wenn sie keine Resonanz und Verbindung finden, bis sie schließlich ganz verstummen. So zivilisiert, will und soll es später, erwachsen geworden, lieben: Das Leben, den Partner, die eigenen Kinder.  

Ein weiterer, systemischer Faktor spielt eine wichtige Rolle. Wie bereits erwähnt, lassen sich die Herzcode-Informationen und Lebensenergie selbst als ubiquitär, d. h. als überall präsent betrachten. Es findet ein ständiger, unbewusster Austausch von Energie- und Herzcode-Informationen zwischen den Lebewesen statt. Auf diesem Hintergrund ist es naheliegend, dass die Herzcode-Informationen der unmittelbaren Lebensumwelt und der Familiengeschichte der werdenden Mutter auf Verlauf und Prägungen der Schwangerschaft Einfluss nehmen.

Eine Feststellung, die jedem, der auf diesem Feld arbeitet, durchaus vertraut ist. Auch für den Prozess der Persönlichkeitsbildung des Kindes wirken diese Einflüsse, die gesamte charakteranalytische Lehre in der Tradition Reichs gibt hierzu zahlreiche Hinweise. [Hierzu: Johnson 1990, Lowen 1992, Kurtz 1985, Baker 1980]

Darüber hinaus finden sich kulturspezifische und gesellschaftlich-soziale Faktoren, die in der jeweiligen Generation auf solche Entwicklungsprozesse Einfluss nehmen. Diese folgen in der Regel auf sozialhistorische Veränderungen im Arbeitsprozess folgen. Die enorm hohe Arbeitsintensität, die sich aktuell als Standard durchgesetzt hat, bildet Stressoren, die in der Persönlichkeit Spuren hinterlässt. Ein Mensch, der im Beruf stets auf Hochtouren laufen muss, tut sich schwer, die entsprechenden Spuren in seiner Körperseele auszuschalten, wenn er "Feierabend" hat.

So existieren zahlreiche Wirkkräfte, die in unserer Kultur auf Schwangerschaft und frühkindliche Entwicklung ausstrahlen und insbesondere für die Ausbreitung von Selbstbeziehungsdefiziten verantwortlich sind. Gehetzsein, die verbreitete Unfähigkeit zur Entspannung sind ein auffälliges gesamtgesellschaftliches Phänomen, dem viele Millionen Menschen mit Alkoholabusus, Schlaftabletten u. ä. begegnen.

Auf diesem Hintergrund gilt ein besonderes Augenmerk diesen zunehmenden Einschränkungen des mütterlichen und familiären Systems zu jener angemessenen Präsenz auf der Seinsebene, die der Körperseele des Neugeborenen angemessen ist.

(Fortsetzung folgt)

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