Freitag, 2. September 2016

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (111): Die 3 Varianten des Halts in der körpertherapeutischen Praxis

Foto: vkd
Ein Unterschied der seinsorientierten Körpertherapie zu anderen körpertherapeutischen Traditionen besteht, wie der Name andeutet, in der ausdrücklichen Orientierung auf die Seinsebene. Seinsorientiert ist nicht nur eine spirituelle Grundhaltung, sondern auch eine ganz praktische Herangehensweise in der körpertherapeutischen Arbeit selbst.

Eine grundlegende Botschaft, ausgesprochen in Worten und unausgesprochen in der therapeutischen Grundhaltung, mit der jeder Klient von Beginn an und immer wieder vertraut wird, lautet:

»Du bist nicht hier, um irgendetwas zu leisten, irgendetwas richtig oder falsch zu machen, irgendwelchen Erwartungen zu entsprechen. Es geht darum, dass du einfach da bist, ohne etwas zu tun, zu machen, zu leisten. Du bist so, wie du bist, und um deiner selbst willen willkommen.«

Diese Botschaft hat technische Konsequenzen auf der Ebene der körpertherapeutischen Herangehensweise. Denn diese orientiert sich, auch auf Seiten des Therapeuten, an der Seinebene. Der seinsorientierte Körpertherapeut ist nicht in erster Linie „Macher“ oder mit dem Machen, auch im Sinne des Intervenierens und Analysierens, identifiziert. Vielmehr zeichnet er sich durch eine besondere Art von Präsenz und Haltung aus.

In seiner Präsenz und Haltung verbinden sich so Anteile von Selbstverbundenheit und mit denen objektbezogener Bindungsangebote. Beide sind Voraussetzungen für einen energetischen Kontakt, innerhalb dessen sich Herzcode-Informationen austauschen können.

Wir hatten im vorangegangenen Abschnitt die Begrifflichkeiten des mütterlichen und väterlichen Halts eingeführt und können diese nun spezifizieren. Der mütterliche Halt vermittelt demnach Erfahrungen des Gehaltensseins vor allem auf der Vorderseite des Körpers (Berührung, Umarmung, Bauch-Bauch-Kontakt, Brust-Brust-Kontakt). Der mütterliche Halt ist auf der energetischen Ebene bindungs- und verbindungsorientiert.

Der väterliche Halt setzt an der Rückseite des Körpers an und ist in der Berührungsqualität in gewisser Weise etwas distanzierter, ohne jedoch distanziert zu sein (Berührung, Rück(en)halt, Anlehnen im Brust/Bauch-Rücken-Kontakt). Väterlicher Halt gibt Raum und unterstützt autonome Bewegungsimpulse. Der väterliche Halt ist auf der energetischen Ebene autonomieorientiert.

Die dritte und fundamentalste Qualität des Halts in der seinsorientierten Körpertherapie ist der uterale Halt, der aus die erste Halterfahrung zurückgeht, den jeder Mensch in seiner pränatalen Entwicklung durchlaufen hat: Der Halt, welche die Wand der Gebärmutter dem Rücken des Fötus schenkt.

(Fortsetzung folgt)

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